Es könnte das Ende der Generation Bananenbrot bedeuten. Denn die Bananenpflanze ist in Gefahr. Der Pilz Tropical Race, kurz TR4, breitet sich immer weiter aus. Er lebt im Boden, dringt über die Wurzeln in die Bananenpflanzen ein und lässt sie austrocknen und keine Früchte mehr tragen. Nach Asien und Afrika sind auch in Lateinamerika immer mehr Plantagen betroffen. Rund 90 Prozent der Bananen auf dem deutschen Markt haben dort ihren Ursprung.
Bereits vergangenen Sommer wurde der Pilz auf zwei Bananenplantagen in Kolumbien nachgewiesen. Anfang Juli 2020 rief nun auch Costa Rica den pyhtosanitären (die Gesundheit der Pflanzen betreffenden) Notstand aus. Der Pilz, der für Menschen ungefährlich ist, ist für die Pflanzen tödlich. Im Boden kann er zwischen dreißig und fünfzig Jahre überleben – und ein Gegenmittel gibt es bisher nicht. Ihr liebt Bananen? Dann esst sie, solange ihr noch könnt!
Desinfizieren, isolieren, aufpassen
Da eine Sorte, die Cavendish-Banane, den weltweiten Bananenanbau dominiert, wiegt das Problem besonders schwer. Für die Menschen in Lateinamerika und der Karibik bedeutet der Schädling einen großen wirtschaftlichen Verlust. Allein in Costa Rica arbeiten fast 100.000 Menschen in der Bananenindustrie.
Damit der Pilz sich nicht weiter ausbreitet, ergreifen die Produzent*innen unterschiedliche Maßnahmen, desinfizieren Arbeitsgeräte, Stiefel und Fahrzeuge. Denn der Pilz kann sich über kontaminierten Boden, etwa an Schuhsohlen, Autoreifen und in Bewässerungskanälen, ausdehnen. Manche Bauern entfernen die Erde im Umkreis infizierter Pflanzen, um diese zu isolieren. Da sich der Pilz meist schon ein Jahr vor den ersten Symptomen im Boden befindet, ist es dann aber meist schon zu spät. Die Früchte selbst übertragen den Pilz übrigens nicht.
Nicht die erste Bedrohung für die Banane
Bereits in den 1950er-Jahren hatte ein Pilz die damals dominierende Bananensorte Gros Michel in Zentral- und Südamerika vernichtet. Die heute am meisten angebaute Sorte Cavendish erwies sich gegen den damaligen Schädling resistent. Sie eignete sich zudem gut für den Export, weil sie grün geerntet werden kann und dann noch nachreift. Der jetzt grassierende Pilz TR4 tauchte erstmals in den 90er-Jahren auf. In Taiwan und Südostasien zerstörte er bereits Tausende Hektar Bananenpflanzen, wie ein Forschungsteam der niederländischen Wageningen Universität bestätigte.
Forscher*innen in Australien arbeiten jetzt an einer gentechnisch modifizierten Cavendish-Sorte. Zwar sind andere Bananensorten gegen den Pilz resistent, allerdings eignen sich diese nicht für den Export oder den Plantagenanbau, wie etwa Kochbananen oder wilde Sorten mit vielen Samen im Fruchtfleisch.
Ob die Züchtungen die richtige Lösung sind, ist fraglich. Gerrit Kema, Experte für Bananen an der niederländischen Agraruniversität in Wageningen, fordert: „Wir brauchen weniger Monokulturen und mehr Biodiversität.“ Für die Banane, wie wir sie jetzt essen, könnte der Pilz das Ende bedeuten.
July 14, 2020 at 05:31PM
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